Neuer Themenraum in der Residenz München – „Das Sanktuarium Maximilians II.“
Die Bayerische Schlösserverwaltung erweitert ihr Angebot in der Residenz München um einen spannenden Themenraum: Eine museale Sonderpräsentation in der ehemaligen Königswohnung Maximilians II. widmet sich ab sofort dem wohl interessantesten Raumkunstwerk, das dieser Herrscher des Historismus in seiner Residenz gestalten ließ, dem sogenannten „Sanktuarium“.
„Leben mit den Unsterblichen“ – Maximilians „Allerheiligstes“ im Königsbau der Residenz
Ab 1850 ließ Maximilian II. im Königsbau der Residenz München im Stockwerk über seinen Wohngemächern einen nur wenigen bekannten, sorgsam ausgestatteten Rückzugsraum einrichten – sein „Allerheiligstes“ oder „Sanktuarium“. An diesem abgeschotteten Ort innerer Einkehr und Gewissenserforschung umgab sich der geschichtsbewusste Monarch mit Historienbildern beispielhafter Herrschertaten sowie mit Büsten vorbildlicher Staatsmänner und Philosophen. Vor ihrem Urteil pflegte er Lebens- und Regierungsfragen abzuwägen und zu rechtfertigen. Das erzieherische Bildprogramm ergänzten Sinnsprüche an den Wänden, die zu tugendhaftem Handeln ermunterten. Die vom König intensiv durchdachte Ausstattung inszenierte die Geschichte als schöpferische, sinnstiftende Macht. Zugleich propagierte sie eine mystische Dimension des Königtums, die Maximilian II., obwohl Oberhaupt eines modernen Verfassungsstaats, besonders bedeutungsvoll schien. Vor allem dieser Aspekt wurde wiederum später von Maximilians Sohn und Nachfolger König Ludwig II. aufgegriffen und in dessen berühmten Schlossbauten kunstvoll in Szene gesetzt.
Als gebautes Gruppendenkmal verdienstvoller Persönlichkeiten, das zugleich dem Selbststudium diente, stand das Münchner Sanktuarium in der Tradition programmatisch eingerichteter Studioli der Renaissance. Unmittelbar inspiriert wurde es zudem durch dynastische und nationale Denkmalprojekte König Ludwigs I., Maximilians Vater. Weitere, heute teils vergessene, teils noch im Münchner Stadtbild präsente Bildzyklen der „Maximilianszeit“ (Altes Nationalmuseum / Museum Fünf Kontinente; Maximilianeum / Bayer. Landtag), aber auch das verlorene Residenzappartement Ludwigs II. nehmen direkt oder mittelbar Bezug auf das verborgene „Allerheiligste“ der Residenz.
Maximilian II. – König im Zeitalter des Historismus
Vor 160 Jahren, nur wenige Monate nach seinem 53. Geburtstag, starb Maximilian II. in der Münchner Residenz (1811–1864), der dritte bayerische König, der den Thron 1848 im Schatten revolutionärer Umwälzungen bestiegen hatte. Neben seinem kunstpolitisch aktiven Vater Ludwig I., und seinem Sohn, dem populären „Märchenkönig“ Ludwig II., tritt Maximilian II., ein skrupulöser, persönlich bescheidener Pflichtmensch, in der allgemeinen Wahrnehmung oft in den Hintergrund. Dabei regierte dieser vielseitig interessierte Monarch das Königreich Bayern in einer bewegten Phase sozialer und politischer Umbrüche und vor dem Hintergrund umfassender Modernisierungstendenzen.
Unter Maximilian II. wandelte sich Bayern endgültig zu einer konstitutionellen Monarchie, eine Liberalisierung, die der neue König zwar pragmatisch befürwortete, innerlich aber als Beschränkung seiner angestammten Rechte ablehnte. In diesem Konflikt berief sich Maximilian II. wie schon Ludwig I. auf das maßstabsetzende Vorbild der Geschichte. Mit dem Aufbau historischer Seminare an bayerischen Universitäten, aber auch mit kunstpolitischen Initiativen wie der Entwicklung eines eigenen, historisierenden „Maximiliansstils“ versuchte der Wittelsbacher, Geschichte in den Dienst von Nation und Dynastie zu stellen. Diese Haltung prägte auch Konzeption und Ausstattung seines Sanktuariums.
Königliches Selbstzeugnis und Symbol einer Epoche – Neupräsentation des „Sanktuariums“
Die vom Bauherrn selbst bestimmte Ausstattung des Münchner „Sanktuariums“ vereinte zwei Sphären: Die private Seelenwelt des zweifelnden Menschen Maximilian und die des Königtums, das auf Tradition und Pflicht ruht. Schwankend zwischen Psychologie und Repräsentation erweist sich das verschwundene Raumkunstwerk als charakteristisches Epochendenkmal des 19. Jahrhunderts und speziell des Historismus.
Zu Lebzeiten Maximilians II. nur provisorisch vollendet und niemals allgemein zugänglich, wurde das Sanktuarium im Zweiten Weltkrieg spätestens 1944 zerstört und später durch Räumlichkeiten der Akademie der Schönen Künste ersetzt. Erhalten blieben jedoch kriegsversehrte Teile der ursprünglich 33 Köpfe umfassenden Büstensammlung historischer Persönlichkeiten sowie Skizzen und Entwürfe des einstigen Bildprogramms. Erstmalig wird das Sanktuarium nun – in räumlicher Nähe zu seinem ursprünglichen Standort – im Residenzmuseum vorgestellt. Weitere graphische und plastische Werke der Epoche ordnen das verlorene Raumkunstwerk in seinen historischen Kontext und die Geschichte der Residenz ein: Rund 25 ausgestellte Objekte, darunter Leihgaben der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Staatlichen Graphischen Sammlung München, lassen Maximilians „Allerheiligstes“ so für Besucherinnen und Besucher wiedererstehen.
Die Präsentation ist ab sofort bis auf Weiteres Teil des normalen Museumsrundgangs (Residenzmuseum, Raum 14a, „Erster Schlachtensaal“), es ist kein Sonderticket nötig. Zweisprachige Texte in deutscher und englischer Sprache führen durch die Präsentation.
Die Residenzverwaltung München
Die rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Residenzverwaltung München kümmern sich mit viel Sorgfalt und Mühe um die Räumlichkeiten, Säle und Höfe der Residenz München. Sie sind neben dem Residenzmuseum, der Schatzkammer und dem Cuvilliés-Theater auch für den Hofgarten München verantwortlich.
Für ein einmaliges Residenzerlebnis und einem angenehmen Besuch im Hofgarten München sorgen – teilweise hinter den Kulissen – Kastellane, Mitarbeitende in der Verwaltung und den Werkstätten, Aufsichtspersonal im Museum sowie Kassen- und Reinigungskräfte. In der einmaligen Kulisse der Residenz München können Veranstaltungsräume vielfältig genutzt werden.
Weitere Informationen zur Residenz München sind hier zu finden.
Die Bayerische Schlösserverwaltung
Die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist eine der traditionsreichsten Verwaltungen des Freistaates Bayern. Als Hofverwaltung der Kurfürsten und der Könige entstanden, ist sie heute mit 45 Schlössern, Burgen und Residenzen sowie weiteren Baudenkmälern einer der größten staatlichen Museumsträger in Deutschland. Dazu kommt noch ein ganz besonderes geschichtliches Erbe: die vielen prachtvollen Hofgärten, Schlossparks, Gartenanlagen und Seen. Die einzigartigen Ensembles europäischer Architektur gepaart mit reichhaltiger künstlerischer Ausstattung ziehen jährlich ein Millionenpublikum aus aller Welt an.
Quelle: www.schloesser.bayern.de