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35 Jahre Galerie im Alten Rathaus – 75 Jahre Kunst im Chiemgau

Gruber HaasPrien am Chiemsee - Online-Vernissage der Ausstellung „Im Licht“. Besondere Zeiten verlangen besondere Maßnahmen. Die Vernissage der aktuellen Ausstellung der Galerie im Alten Rathaus wurde aufgezeichnet und online gestellt. Erster Bürgermeister Andreas Friedrich sagte, es seien bewegte Zeiten, die aber kein Vergleich zur damaligen Zeit um 1945 seien. Am 5. August 1945 fand in Prien die erste freie Kunstausstellung nach dem Zweiten Weltkrieg im ehemaligen Amtsgericht, dem heutigen Haus des Gastes statt. Unter Organisation der Künstler Wilhelm G. Maxon und Dr. Hugo Deckers zeigten 29 Künstler knapp 200 Werke, die auch die Schrecken der Diktatur thematisierten. Damals hätten die Künstler ihre wiedergewonnene geistige Freiheit nach Diktatur und Krieg sowie der kulturellen Gleichschaltung und Bevormundung unter dem Motiv „Toleranz und Demokratie“ genutzt. Die aktuelle Ausstellung dokumentiere diese wiedergewonnene Schaffenskraft, die auch ein Versuch gewesen sei, das Erlebte zu verarbeiten, so Friedrich. Dabei solle dies keine Gedächtnisausstellung sein, sondern die Entwicklung der vergangenen 75 Jahren aufzeigen – und das in beeindruckender Vielfalt mit Fotografie, Malerei, Skulpturen sowie Druckgraphik. Die beiden Kuratorinnen Ute Gladigau und Inge Fricke führten in einem gekonnt dargebotenen Dialog in die Ausstellung ein. Die Stimmung sowie die Kommunikation nach Kriegsende sei schwierig gewesen, man habe für alles Genehmigungen der US-Behörden gebraucht. Die Ausstellung zeige Landschaftsbilder, Porträts, Akte und Tierstudien. Wenn auch sich Maxon schon früh für mehr Moderne ausgesprochen hatte, fand sich diese nur zögerlich ein. „Zwölf Jahre Diktatur hatte die Künstler verunsichert, viele waren im Exil oder in der inneren Emigration. Viele hatten ihre Kunst in den zerbombten Städten verloren und zogen aufs Land. Was ein Glücksfall für uns war“, so Fricke und Gladigau abwechselnd. Maxon habe sich in einigen Bildern den Schrecken des Kriegs von der Seele gemalt. „In ergreifenden Bildern findet sich das Ausgeliefertsein an eine gnadenlose Diktatur“, so Fricke. Aus anfänglichen Notgemeinschaften wurden mit der Zeit Künstlergemeinschaften und Freundschaften, die Ende der 50er Jahre in der Priener „Künstlerlandschaft Chiemsee“ mündete. Lenz Hamberger, Konrad Huber und Markus von Gosen gründeten 1966 die Künstlergruppe Prien und setzten durch, dass bei allen Priener Ausstellungen großer auswärtiger Künstler stets auch mindestens zwei ansässige Künstler einen eigenen Raum bekamen. Später entstand die Kalendergemeinschaft, die von 1975 bis 1994 jährlich einen Kunstkalender publizierte, der später dann bis 2012 von Hamberger allein herausgebracht wurde. Der Vorsitzende des Kulturfördervereins Friedrich von Daumiller sagte, man habe zwei Jubiläen zu begehen, die man gerne würdevoll in der Galerie habe feiern wollen. Er dankte den Kuratorinnen, die ein „Zwiegespräch der Kunstgeschichte des Marktes Prien“ vorgetragen hätten. Der Ausstellungskatalog sei kunstgeschichtlich bedeutsam. Neben bekannten Chiemsee-Malern wie Arnold Balwé, Rudolf Sieck und Robert Kallenberger würden auch moderne wie Hermann Wagner sowie jüngere wie Katharina Schmidmayer und Sophia Grutsch präsentiert. Dies zeige, worauf es dem Kulturförderverein ankomme – „die Tradition der Chiemsee-Maler pflegen und zeitgenössische Kunst fördern“. „Im Licht“ wage einen Blick in die Zukunft und wolle „Prien als Mittelpunkt der Künstlerlandschaft Chiemsee erhalten, wie es schon 1945 der Fall war“, schloss von Daumiller die Online-Vernissage, die auf Youtube sowie www.tourismus.prien.de zu sehen ist.

Text und Foto: Petra Wagner

1_ Gertruda Gruber-Göpfertova, 2002, "Im Dorf" und Ernst Haas, 2009, "Winterliches Vergnügen" (oben)

2_Hugo Decker, 1945, "Chiemgau Stillleben"

3_Wilhelm G. Maxon, 1954, "St. Nikolas de Port"

4_Franz S. Gebhardt, 1966, "Wehklagende Frauen"

DeckerMaxonGebhardt

 

 

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