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Sonderausstellung "Die Etrusker" im Pompejanum Aschaffenburg

01 Nachguss ChimaereSonderausstellung der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München in Kooperatin mit der Bayerischen Schlösserverwaltung:
25. März bis 15. Oktober im Pompejanum Aschaffenburg | Öffnungszeiten: täglich außer Montag 9 bis 18 Uhr

Von Villanova bis Rom – so weit erstreckte sich zeitlich und räumlich das Machtgebiet der Etrusker in Italien. Das Dorf Villanova bei der in der Po-Ebene gelegenen Großstadt Bologna hat der Villanova-Kultur des 10. bis 8. Jahrhunderts v. Chr. seinen Namen gegeben. Aus dieser landwirtschaftlich geprägten Kulturstufe entwickelte sich auf dem Gebiet der heutigen Toskana das Volk der Etrusker. Das aufstrebende Rom profitierte von der Nähe zu den viel weiter entwickelten Nachbarstädten und wurde schnell „etruskisiert“. Über Jahrhunderte hinweg lieferten sich Römer und Etrusker aber auch erbitterte Kämpfe, an deren Ende die politische Romanisierung Etruriens stand.
Noch heute, mehr als 2.000 Jahre nach dem scheinbaren Verschwinden ihrer Kultur, sind die Etrusker mit dem Hauch des Mystischen umgeben. Aus ihren Gräbern am Rande der oft malerisch gelegenen toskanischen Städte wurden seit dem 18. Jahrhundert Kunstschätze und Alltagsgegenstände geborgen. Die zugehörigen etruskischen Stadtanlagen selbst sind jedoch modern überbaut und durch die kontinuierliche Besiedlung in Antike und Mittelalter weitgehend zerstört. So bleiben uns vor allem ihre Gräber und die schriftliche Überlieferung,
um uns ein Bild dieser Hochkultur zu machen. Doch unsere Vorstellung wird durch die Quellen in eine bestimmte Richtung gelenkt, und es ist zu hinterfragen, ob wir auf diese Weise ein realistisches Bild gewinnen können. Für die Römer der späten Republik waren die Etrusker einerseits hochgeachtete Hüter tiefreligiösen Wissens, die durch ihr Orakelwesen einen direkten Weg gefunden hatten, den Willen der Götter zu erkunden. Andererseits waren sie politische Gegner, deren Land man nach und nach erobert hatte. Außerdem erschienen sie in der römischen Geschichte als tyrannische Könige, derer man sich entledigte, um die res publica zu begründen. Auch für die neuzeitliche historisch-archäologische Forschung waren die Etrusker zunächst ein Rätsel. Ihre von den Griechen übernommene Schrift war lesbar, aber die Sprache blieb unverständlich. Ihre Herkunft, ihr unvermitteltes Erscheinen in der Geschichte im späten 8. Jahrhundert v. Chr. und ihr Untergang nach nur wenigen Jahrhunderten steigerte den rätselhaften Charakter zusätzlich.

Viele der im 19. Jahrhundert noch bestehenden Fragen sind heute gelöst. So erkannte man, dass sich die etruskische Zivilisation kontinuierlich aus der früheisenzeitlichen Villanova
Kultur entwickelt hat. Allerdings sind Gruppen von Zuwanderern aus Griechenland und dem Vorderen Orient im Laufe der Jahrhunderte integriert worden. Durch seine bedeutenden
Erzvorkommen im ansonsten metallarmen Mittelmeerraum wurde Etrurien reich und zog weitere Händler und Künstler an. So erklärt sich ein rasanter Kultursprung im 8. und 7.
Jahrhundert v. Chr. Die schleichende Romanisierung Etruriens und die gleichzeitige kulturelle Hellenisierung Italiens lassen den Eindruck entstehen, die Etrusker seien als Volk untergegangen, doch
leben sie als Römer fort, da die vorherige Etruskisierung Roms tiefe Spuren im Imperium Romanum hinterlassen hat. So lässt sich am Beispiel der Etrusker nachvollziehen, dass
kultureller Wandel nicht eine Ausnamesituation sondern der Normalzustand ist.

Titelfoto: Nachbildung der berühmten Bronzechimäre von Arezzo. Die Figur begrüßt während der Laufzeit der Sonderausstellung die Besucher im Pompejanum. Vorbild um 400 v. Chr.

Pompejanumstraße 5 | 63739 Aschaffenburg | Telefon 06021 218012

02 Urne

03 Goldfibel04 Kanne05 Parisurteil06 Charun07 Kopfgefaess08 Fluegelgoettin09 Ciste

Abbildungen (Nummerierung v. l. n. r.):
1) Bikonische Aschenurne mit Deckel. Handgeformt, Villanova-Kultur, 9.-8. Jh. v. Chr.
2) Große goldene Fibel bestehend aus Scheibe, Querriegeln und Körper. Sie ist mit Ritzzeichnungen, kleinen Figuren sowie granulierten Ornamenten verziert und gehörte ehemals einer wohlhabenden Frau. Aus Vulci, um 650 v. Chr.
3) Bucchero-Kanne mit kleeblattförmiger Mündung und glänzend schwarzer Oberfläche, darauf Ritzzeichnungen von Tieren und Fabelwesen. Wohl aus Cerveteri, um 600 v. Chr.
4) Highlight etruskischer Vasenmalerei: Auf dieser Amphore ist der Mythos vom ParisUrteil dargestellt. Zwei Herolde führen Hera, Athena und Aphrodite vor den trojanischen Prinzen. Er soll entscheiden, welche der Göttinnen die Schönste ist. Aus Vulci, um 550 v. Chr.
5) Das Gesicht des etruskischen Todesdämons Charun ziert dieses ungewöhnliche Kopfgefäß. Der Dämon trägt Nasen- und Ohrringe, ist an den Ohren tätowiert und zeichnet sich durch tiefe Falten sowie eine Hakennase aus. Um 400 v. Chr.
6) Zum ältesten Bestand der Staatlichen Antikensammlungen gehört dieses wertvolle etruskische Kopfgefäß. Der Gefäßkörper der Bronzekanne besteht aus einem aparten Jünglingskopf. Um 350 v. Chr.
7) Bronzestatuette einer preziös gearbeiteten Flügelgöttin. Sie bildete einst den Aufsatz eines Leuchters. Anfang 5. Jh. v. Chr.
8) In diesem bronzenen Behälter – einer sogenannten Ciste – wurden Utensilien für die Körperpflege aufbewahrt. Die Gefäßwand ist vollständig mit gravierten Bildern überzogen. Figuren eines nackten Mannes und einer nackten Frau dienen als Deckelgriff. 3. Jh. v. Chr.

Fotos: © Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München, Renate Kühling

 

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