Chromblitzende Schönheiten erobern jedes Bikerherz

20170323 143410.KLEs ist der Inbegriff von Freiheit – und zudem ein Lebenstraum vieler:  das Kult-Motorrad Harley-Davidson. Wer es fährt, ist sich aller Blicke sicher. Ein Profi in Sachen Harley-Davidson findet sich in Prien: Klaus Martl verkauft, repariert und baut sie in seiner 300 Quadratmeter großen Werkstatt um. Der Kfz-Meister – selbst stolzer Besitzer sieben Harleys – verspürte die Sehnsucht nach dem legendären Gefährt erstmals 1993 auf einer USA-Reise. Doch es dauerte noch zehn Jahre, bis er 2003 seine erste Harley-Davidson besitzen konnte – umgestaltet in strahlendes Hellblau und Orange. „Die Szene ist sehr individuell. Und das spiegelt sich im Motorrad wider“, erklärt er. Jeder möchte sein ganz besonderes Exemplar präsentieren – mit breiten Reifen, hohem Lenkern oder spektakulärem Tank. Sein Kundenstamm zieht sich von München bis Salzburg und Altötting – und setzt sich vom Jungspund mit knapp 20 bis zum Senior mit 70 Jahren zusammen. So subjektiv die Wünsche der Harley-Fahrer sind, ihnen allen gemein ist, dass sie einen neuen Auspuff möchten. „Das typische Motorengeräusch ist das Herzstück einer Harley-Davidson“, erklärt Martl. Doch die aus USA importierten Maschinen müssen den deutschen Vorgaben für die Geräuschwerte entsprechen, und die sind hier niedriger. Also tunen die Biker ihre Motorräder – mit Auspuffen nach hiesigen Vorschriften, die „aufgedreht“ werden können. „Alles legal, meine Umbauten nimmt der TÜV in der Werkstatt ab“, versichert Martl.

Viele seiner Kunden sind Frauen, deren Umbauwünsche eher auf mehr Komfort setzen. Beim Auspuff hingegen wünschen auch sie sich den typischen Harley-Klang. „Die Harley fährt man langsamer, man genießt den Sound des Motors, das sanfte Vibrieren der Maschine, das leichte Schnurren – es ist ein ehrliches Fahren“, umschreibt Klaus Martl das Erlebnis. „Die Maschine vermittelt auf jedem Meter, dass man mit einem großvolumigen, ungezähmten, ja, wilden Motor unterwegs ist, obwohl diese kultivierten Bikes nicht übermotorisiert sind.“ Man kaufe ein Lebensgefühl, das Motorrad bekomme man gratis dazu, hätten es die Gründer einst umschrieben. Und damit würde schon die kurze Strecke zur Eisdiele zur Fahrt auf der Route 66 oder dem Pazific Coast Highway, dem legendären Highway Number One. „Man kann es nicht erklären, nur erleben“, schwärmt Martl, dessen Frau Katja übrigens auch eine überzeugte Harley-Fahrerin ist.

Unter Martls Bikes befindet sich auch der 66 Jahre alte Oldtimer „Panhead“ aus 1951. Er besitzt keinen Elektrostarter, sondern muss noch mit dem Pedal „angekickt“ werden, was gar nicht so leicht sei.  Sein Lieblingsstück ist das Model „Springer“ aus 2007, das er eher puristisch und auf „alt“ getrimmt hat. Viele Stunden setzt Martl dafür ein – wahre Leidenschaft also, die sich zu seiner traditionellen Handwerkskunst gesellt. Doch das Hobby ist kostspielig – zu den Anschaffungskosten von bis zu 38.000 Euro kämen Kosten für den Umbau im oft sechsstelligen Bereich. Dennoch: Viele seiner Kunden wurden zu Freunden, die im Winter vorbeischauten, um in der Atmosphäre der vielen Motorräder ihre Sehnsucht nach dem Geruch von Benzin, Öl und Gummi zu befriedigen. „Anders als bei Autoreparaturen, wo dem Kunden mit Blick auf die Rechnung das Kinn hinunterfällt, sind meine Kunden beim Abholen begeistert“, erzählt Martl. Oft seien sie so gerührt, nun ihr Wunschgefährt zu besitzen, dass sie ihm um den Hals fielen. „Ich verkaufe Freude! Was gibt es Schöneres – ich mache die Menschen mit meiner Arbeit glücklich.“