Faktoren für eine glückbringende Beziehung

Dr. Jutta Kossat Paartherapeutin.jpg KLÜber 70 Vorträge bot die Priener Gesundheitswoche Anfang Mai. Die Chiemgau-Zeitung fast in Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband PrienPartner, dem Veranstalter, in diesem Sommer eine Reihe der interessantesten Vorträge zusammen - damit unsere Leser gesund und zufrieden durch den Sommer kommen.

Im Vortrag „Gesunde Weiblichkeit als Prophylaxe“ von Dr. Jutta Kossat, der Ärztin, Sexual- und Paartherapeutin, die seit rund einem Jahr eine Praxis für partnerschaftliche und Sexualberatung in Prien hat, ging es um die sinnliche Selbstbestimmung der Frau. Ihr Tenor: Unter gesunder Weiblichkeit verstehe sie, dass die Frauen ihre Sinnlichkeit nach ihrem Gusto lebten. „Doch dazu müssen sie ihre eigenen Bedürfnisse kennen und wissen, wie ihr Körper funktioniert“, erklärte Dr. Kossat. Obwohl uns die Medien heute täglich mit freizügigen Bildern konfrontierten, bestünden noch Wissenslücken hinsichtlich der eigenen Sexualität, auch in der Wissenschaft. Zudem schwirrten unbewusst noch immer Mythen und Normen in unseren Köpfen herum, die uns behinderten. „Agiert man aber entgegen der eigenen Wünsche, könnten daraus innere oder äußere Konflikte entstehen, die zu psychosomatischen Erkrankungen führen“, erläuterte Dr. Kossat. Viele Frauenleiden wie Unterleibs- oder Zyklusschmerzen resultierten daraus. Jeder sei der beste Experte für sich und selbstverantwortlich, das zu bekommen, was er brauche. Eine gesunde Sexualität sei für sie nicht reduziert auf den reinen Geschlechtsverkehr, vielmehr verstehe sie darunter eine intime Begegnung, die körpersprachliche Kommunikation zwischen dem Paar wie sich zu küssen, sich in den Arm zu nehmen oder sich zu streicheln. Schon damit würden die psychosozialen Grundbedürfnisse wie Akzeptanz, Sicherheit und Geborgenheit erfüllt. „Meine Intention ist es, Lust und Liebe zusammenzubringen. Denn für eine erfüllende körperliche Liebe ist eine erfüllende Beziehung notwendig, nur dann werden die Bedürfnisse nach Bindung und Nähe befriedigt sowie die hormonell bedingten und glückselig machenden körperlichen Reaktionen eintreten wie die Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin“, fasste Dr. Kossat zusammen. Dies sorge dafür, dass Vertrauen auf- und Ängste abgebaut würden. Es erhöhe zudem die wahrgenommene Attraktivität des Partners und stärke die Monogamie, weshalb es auch als Bindungshormon gelte. Darüber hinaus schütze erfüllende Sinnlichkeit bis zu einem gewissen Grad vor dem Altern und sie stärke das Immunsystem. In der Praxis erfahre sie, dass oft Störfaktoren wie Stress und Zeitmangel das Ausleben der Sinnlichkeit der Paare verhinderten. Zudem erlebe sie eine große schambehaftete Sprachlosigkeit in diesem Bereich. „Es fehlen den Paaren schlichtweg die Worte, um das zu benennen, was ihnen am Herzen liegt“, umschrieb die Ärztin ihre Erfahrungen. Insbesondere die Frauen müssten sich von vorgesetzten Idealen freimachen und selbstbestimmt leben. Ein weiterer wesentlicher Aspekt sei auch, ohne zu bewerten zu akzeptieren, dass Mann und Frau anders sind. Vielen Paaren rate sie, vor allem miteinander zu reden und dem anderen die eigenen Wünsche und Vorstellungen mitzuteilen. Sexualität sei individuell und hänge von den persönlichen und familiären Erfahrungen ab sowie mit den historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zusammen. „Viele ihrer Patienten fragten dabei, was denn normal sei – aber wenn beide damit glücklich seien, entbehre sich diese Frage.