Prien - Am Samstagnachmittag, 16. Februar konnte man ein munteres Treiben in Richtung Chiemsee Saal beobachten – und dort sah man viele strahlende Gesichter. Die Veranstaltung, die trotz traumhaftem Pistenwetter unzählige Menschen mit kleinem Gepäck ins Foyer gelockt hatte, war nicht musikalischer Art. Vielmehr hatte das Repair Café zum ersten Mal seine Pforten geöffnet – und der Andrang war groß. Der Erste war schon eine halbe Stunde vor Eröffnung vor Ort. Ins Leben gerufen hatte die Idee Georg Foraita, seines Zeichens Elektro-Ingenieur, der diese schon lange im Kopf hatte. Und sie wurde bestens angenommen. Viele Priener kamen mit kaputten Personen- und Küchenwaagen, Lampen, Staubsaugern, Verstärkern, Küchenmaschinen, Heizdecken, Salzstreuern, Holzspielzeug und vielem mehr. An acht Reparaturstationen saßen 17 ehrenamtliche Bastler, um all die Alltagsdinge wieder zum Laufen zu bringen. Die anfängliche 15-minütige Wartezeit summierte sich im Laufe des Nachmittags auf knapp eine Stunde. Was der besten Stimmung aber keinen Abbruch tat. Vielmehr wurde die Zeit bei Kaffee und vom Jugendtreff Prienayou selbstgebackenen sowie gesponserten Kuchen überbrückt, der ebenso wie Sekt – wie alles an diesem Nachmittag –gegen eine freiwillige Spende ausgegeben wurde.  Auch hier waren die Plätze gut besetzt. Man schwatzte und lachte – fast wie bei einem gemütlichen Treffen. Vorbeigekommen waren auch Schaulustige: Einige boten an, das nächste Mal mitzuhelfen, andere packten an den Reparaturstationen gleich mit an. Und so könnte man die Atmosphäre als eine Art Aufbruchstimmung beschreiben, eine euphorische Zusammenkunft Gleichgesinnter allen Alters, die sich nicht an der Wegwerf-Gesellschaft beteiligen wollen. 
Dr. Herbert Reuther, Vorstand der Prien Partner, die die Veranstaltung mit unterstützten, hatte sein Taschenmesser dabei, dessen Höhenmesser nicht mehr funktionierte. Der Rimstinger Wilhelm Friedrich ließ seinen Drucker reparieren, fand das Ganze „eine absolut fantastische Idee“. IT-Fachmann Stefan Huber, der sich für die „gute Sache“ einsetzte, kümmerte sich darum. Klaus Frank, Verfahrens-Ingenieur für Industrieanlagen, war aus Spaß dabei. Er finde es schade, dass manche Geräte nicht zu reparieren seien, weil man nicht in das „Innenleben“ gelange. Der Industriemeister Metall Peter Deller machte mit, weil er die „Idee sympathisch fand“. „Man muss nicht immer alle gleich wegwerfen. Dies ist auch ein Beitrag zum Umweltschutz“, so der Priener. Nikolas und Nadine Gaertner brachten ihre Küchenmaschine mit. Sie waren begeistert von der „super Idee“. Den Weihnachtstern, der nicht mehr leuchten wollte, hatte die Helga Epple dabei. „Eine tolle Idee, jeder hat doch etwas zu Hause, was nicht mehr funktioniert“, so die Bad Endorferin. Lothar Rechberger, besser bekannt als Sänger der Liedertafel und Verserlschreiber, frönte an dem Nachmittag seiner Leidenschaft fürs Fahrrad. Bei seiner Kundin funktionierte die Bremse nicht mehr. Auch zwei Näherinnen warteten auf kaputte Nähte. Der Berufsschullehrer für Maschinenbau Josef Lechner zeigte sich überzeugt, dass „Reparatur auch eine Art Wertschöpfung ist“. Zudem gebe es viele alleinstehende Frauen, die handwerklich nicht geübt seien. „Ich sehe das auch als eine geistige Herausforderung für mich, denn jeder Schaden ist anders“, so sein Fazit. Marianne Schaber aus Prien war begeistert. „Heute heißt es immer, man kann es nicht mehr reparieren.“ Dass sich so viele ehrenamtlich dafür zur Verfügung stellten, finde sie ganz wunderbar.

Die Kundschaft stammte hauptsächlich aus Prien, aber auch aus Rimsting, Bernau und Aschau waren Reparierfreudige angereist. Bei manchem Problem mussten die Fachleute im Internet um Rat bzw. Ersatzteile suchen. In diesen Fällen erfolgt ein Rückruf an die Kunden. Gisela Schuster aus Prien hatte ihre Personenwaage im Gepäck, mit der sie ganz glücklich wieder nach Hause ging. „Es ist einfach ein Traum, was hier geleistet wird.“ Auch die Prienerin Elke Mödl ging mit einem Strahlen nach Hause. Ihr Weihnachtsmann hatte nicht mehr „gewackelt“, was die Enkel ganz traurig gemacht habe. „Nun bewegt er sich wieder, sehr zur Freude meines Nachwuchses – und auch von mir“. Und so ging ein Nachmittag vorbei, der Männerherzen höherschlagen und Frauenherzen freudig springen ließ. Das nächste Mal öffnet das Repair Café am 9. März, dann immer am zweiten Samstag im Monat von 14 bis 17 Uhr.

Foto: Hötzelsberger

Text: Petra Wagner